Blau-Weiß dominiert das Derby

Mario Streit, 01.11.2020

Blau-Weiß dominiert das Derby

Robin-Lee Engler, der in der 19. Minute zum 2:1 traf, kann hier durch Kapitän Timo Grau (li), Christopher Heyne und Franz Rocktäschel nicht mehr am Schuß gehindert werden.

 

Ein verrückter 3:4-Pausenstand machte Hoffnung, doch Neustadt macht in der 70. den Sack zu

Moßbach. Kirmessonntag in Moßbach und doch kein Festtag. Um 14 Uhr schickt Dirk Läsker seinen (vorerst) letzten Anpfiff in den Fußballhimmel. Für 90 Minuten erstickt er wenigstens kurzzeitig die erregten Diskussionen über den Sinn und Unsinn des Lockdowns im Amateursport. 270 zahlende Zuschauer sind gekommen, um nochmals ihren geliebten Sport live zu erleben. Zum Abschluß das Derby gegen den großen Nachbarn aus der Orlastadt - was kann es Besseres geben!

Das zuvor gemeinsam eingenommene Kirmesessen lag wohl schwerer im Magen, als erwartet, denn die erste Viertelstunde spielten die Neustädter Katz und Maus mit der Herzog-Elf. Da verwundert es schon, dass das 1:0 der Gäste durch Opel einem Elfer entsprang. Der für den verletzten Stammkeeper Lange im Tor stehende Maximilian Jünger versuchte sich als Feldspieler, verlor das Leder und foulte zuvor (11.). Bis dahin gab`s Chancen satt zur Führung durch Köhler (1.), Szalek (2.) und Badermann, der das Aluminium traf (4.). Das sah auch Kapitän Timo Grau so: "Wir hätten eigentlich nach fünf Minuten gefühlt 0:5 hinten liegen können". Dennoch erzielte er fast wie aus dem Nichts den Ausgleich als er eine Ecke mustergültig einköpfte (16.). Neustadt schüttelte sich aber nur kurz und erzielte nach einem Moßbacher Ballverlust durch Robin-Lee Engler die erneute Führung (19.). Nach einem Doppelschlag durch Badermann (27.) und Szalek, der einen Abpraller vor seine Füße dankend annahm (28.), gab keiner einen Pfifferling mehr auf die Gastgeber. Doch auch die Herzog-Elf kann Doppelschlag und kämpfen. Verfehlte zunächst Thümmel am langen Pfosten blank stehend aus Nahdistanz (35.), so schlug ein von Grau an der Mittellinie getretener Freistoß vorbei an Freund und Feind neben dem Pfosten zum 2:4 ein (37.). Und als Felix Neupert nach einem dynamischen Solo zum 3:4 einnetzte (38.), war das Spiel wieder offen.

Die Zuschauer, die das Spiel von baulich voneinander getrennten Blöcken beobachteten, blickten voller Erwartung auf die zweite Hälfte. Doch das Niveau vor dem Pausenpfiff, mit Tempo und bissigen Zweikämpfen wurde nicht mehr erreicht. Taktieren stand auf der Tagesordnung. Moßbach mühte sich, kam aber nicht mehr in die gefährlichen Zonen. In der 70. Minute setzten die Blau-Weißen zum entscheidenden Gegenzug an. Badermanns Eingabe wurde nicht resolut geklärt, so dass der eingewechselte Bursuc leichtes Spiel hatte und das 5:3 für seine Farben erzielte. Danach die Gastgeber weiterhin "stets bemüht", mit einer vierfachen Eckenserie, der fast ein direkter Treffer durch Seidel (80.) entsprang, doch das war es dann auch im Derby. "Mein Glückwunsch geht nach Neustadt. Der Sieg ist hochverdient, weil sie von Anfang an das bissigere Team waren. Uns wurden heute die Grenzen aufgezeigt", so Trainer Jens Herzog nach dem Spiel.

Nach 92 Minuten nimmt Dirk Läsker sein (vorerst) letztes Mal die Pfeife in die Hand und schickt mit dem Schlusspfiff die Teams in die Kabinen und in eine ungewisse Zukunft. Es droht eine weitere Desaster-Saison wie im Frühjahr. Jens Herzog ist überzeugt: "Das war bestimmt unser letztes Spiel dieses Jahr. Es ist schwer in dieser Zeit, sich weiter zu motivieren, ein Ziel vor den Augen zu haben, sowohl sportlich, als auch privat."

Eigentlich passen Bewegung im Freien und Gesundheit gut zusammen. Doch von dieser Selbstverständlichkeit ist nur ein Privileg geblieben. Für die mit der Lobby. Der Amateursport hat sich wochenlang ins Zeug gelegt und hohen Präventionsaufwand betrieben. Jetzt wird er zum Bauernopfer.   

Mario Streit