Vater-Sohn-Geschichten, die auch der Fußball schreibt

Mario Streit, 17.10.2021

Vater-Sohn-Geschichten, die auch der Fußball schreibt

Da war er wieder: Henry Nitschke, ist noch immer präsent und bindet die Gegner. Zur großen Überraschung der Moßbacher Anhänger schnürte der 42-Jährige noch einmal für seinen Verein die Töppen.

 

Packendes Duell um die Rote Laterne findet keinen Sieger

Zeulenroda. "Henry, komm", ruft Jens Herzog zu den Auswechselspielern. Es ist die 67. Minute im Waldstadion Zeulenroda. Moßbachs Trainer schickt einen Spieler auf den Platz, der schon vor drei Jahren seine Töppen an den Nagel hängte. Der Stürmernot geschuldet (mit Wunderlich, Pribitny und Ludwig standen drei etatmäßige Stürmer nicht zu Verfügung) bat Herzog seinen Freund um Hilfe in dem so wichtigen Spiel. Henry Nitschke, einstiger Toptorjäger bei Blau Weiß Neustadt und mit seinen 19 Treffern in der Saison 2018/19 das Trumpfass für Moßbachs Aufstieg, läuft auf den Platz und wirft sich in der ihm eigenen Manier ins Kampfgetümmel. Natürlich läuft der 42-Jährige seinen Gegenspielern nicht mehr so spritzig davon wie früher, doch ist er präsent, kontrolliert den Ball und bindet die Gegner, ist in der Mannschaft, als hätte er drei Jahre lang mit ihr trainiert. Zu einem Treffer reichte es diesmal nicht. Auch wenn sich am Ende wie bei allen Moßbachern die Freude über den einen Punkt in Grenzen hielt, gab es bei Nitschke einen ganz anderen Grund zum Glücklichsein: er stand gut 25 Minuten mit einem weiteren Nitschke auf dem Platz. Philipp-Joel, 18-jährig und seit Saisonbeginn Stammkraft in der Abwehr, ist der Sohn des Torjägers. Geschichten, die auch der Fussball schreibt, auf Landesklasseniveau wohl einmalig.

Landesklasseniveau sah man indes nicht immer am Samstag in Zeulenoda, dennoch war es ein packendes Duell zweier Teams, die gemerkt haben, dass es bereits jetzt ums "Eingemachte" geht. Beide wollten die drei Punkte. Und so entwickelte sich in der ersten Minuten ein klassischer Schlagabtausch. Die Gäste zunächst mit den besseren Chancen. Möschwitzers Ball aus bester Position ging aber deutlich drüber (5.), viel knapper der Hammer von Neupert, der nach einer Ecke aus 20 Metern direkt abzog (15.). Zeulenroda kam erst nach zwanzig Minuten zu einer Torsituation, als der Ball über Pham und Pieghold zu Liebau gelangte, dessen Schuß aus der Drehung einen Meter neben dem Pfosten landete. Es war so etwas wie ein Weckruf der Gastgeber, die jetzt für mehr Torgefahr sorgten. Nachdem sich der agile Friedrich erneut über die rechte Seite durchsetzte, war bei dessen Flanke in der Mitte Jeremy Heinze mit dem Kopf zur Stelle und nickte aus Nahdistanz zum 1:0 ein (27.). "Das war mein Ding, den muß ich wegfangen", sah Moßbachs Torwart Maximilian Jünger die Situation selbstkritisch. Den Ausgleich auf dem Fuß hatte Rocktäschel, der im Zentrum nach Aschenbrenners schöner Vorarbeit zum Abschluß kam. Dem Schuß fehlte der Druck, so dass er für Keeper Stegemann leichte Beute wurde.

Auch in der zweiten Hälfte ging es auf dem Platz zur Sache, der Fight um die Punkte wurde immer intensiver und hektischer. Drei Gelbe auf Gastgeber- und vier auf Gästeseite verdeutlichten die Ernsthaftigkeit mit der das Spiel betrieben wurde. Erneut die erste Chance für Möschwitzer, dessen Schuß Stegemann zur Ecke klären konnte (47.). Auf der Gegenseite hätte Friedrich für eine Vorentscheidung sorgen können. Er hatte freie Bahn, schoß Jünger jedoch nur in die Arme (57.).  Ein von Meyer getretener Freistoß aus dem linken Halbfeld war die Vorlage zum umjubelten Ausgleichstreffer. Perfekt getreten, landete er auf Thümmels Kopf und von dort im Netz der Zeulenrodaer (62.). Unmittelbar darauf hatte Neupert die Führung auf dem Fuß. Seinen ersten Schuß holte sich Stegemann mit starker Parade (63.). Nur eine Miunute später die gleiche Situation, wobei der Ball diesmal knapp den Kasten verfehlte. Die Zimmermann-Elf, kurz von der Rolle, mobilisierte noch einmal alles. Als Kotlinsky nach einer Ecke hochstieg und wuchtig aufs Tor köpfte hatten die Zuschauer den Jubel für den Siegtreffer bereits auf den Lippen. Zum Glück für Moßbach gab es den Spielverderber Aschenbrenner, der die Kugel für seinen bereits geschlagenen Torwart von der Linie  köpfte (76.). Fabien Seidel, der nach seiner Einwechslung das Spiel der Herzog-Elf sichtlich belebte, sorgte mit seinem Distanzschuß für die letzte große Torgefahr im Spiel (77.). Es blieb beim Unentschieden, einem Ergebnis, mit dem sich am Ende keiner auf und neben dem Platz so richtig anfreunden wollte.

"Am Ende haben wir nach dem Rückstand wenigstens noch einen Punkt geholt, auswärts. Auch wenn mehr möglich gewesen wäre, lässt es sich gut darauf aufbauen", so der nicht restlos unzufriedene Jens Herzog.

Mario Streit