Robby Wieduwilt - Das Interview zum Rückrundenbeginn

Mario Streit, 09.02.2013

Robby Wieduwilt - Das Interview zum Rückrundenbeginn

In Moßbach angekommen 

Der vor der Saison regional wohl spektakulärste Wechsel war der des Oettersdorfers Robby Wieduwilt  nach Moßbach. Ohne Anpassungsprobleme fand er sich dort auf Anhieb zurecht. Am derzeitigen Aufschwung des Teams hat der Offensivspieler keinen geringen Anteil. Vor Beginn der Rückrunde bilanziert er im Interview seine bisherige Zeit beim SVM. 

Du warst 16 Jahre lang beim LSV Oettersdorf und dort zuletzt in der ersten Mannschaft so etwas wie das Gesicht des Vereins. Wie schwer ist im Sommer der Abschied gefallen?

Mit fast 29 wollte ich mich noch nicht mit der Kreisliga abfinden. Ich suchte schon ein wenig mehr sportliche Herausforderung. Trotzdem ich hab mich schwergetan, da ich in Oettersdorf viele schöne Zeiten erlebte und Freunde gefunden habe. Mit den meisten stehe ich noch in engem Kontakt.

Mit der Entscheidung für Moßbach hast du lange gezögert. Welche Bedenken hattest du und was hat den Ausschlag gegenüber anderen Angeboten gegeben?

Die Entscheidung war nicht einfach. Es war ja am Ende so, wie wenn ein Spieler von Jena zum Erzrivalen Erfurt wechselt. Aber Moßbach hatte viele gute junge Spieler und ambitionierte Ziele. Dann habe ich in Testspielen reingeschnuppert und gemerkt, es paßt. Ganz wichtig war für mich auch, daß die Heimspiele sonntags stattfinden.  

Allen Kritikern zum Trotz, dass ein weiterer Platzhirsch nicht gut für die Mannschaft ist, hast du dich hervorragend integriert. Wie schnell bist du aus deiner Sicht im Team angekommen?

Ich wußte schon, daß es auch in Moßbach einige Skeptiker gab. Und aufgrund der bisherigen Rivalität mit einigen Spielern, wie etwa Jan Zeitler oder auch Martin Querengässer hatte auch ich selbst Vorbehalte. Daß es dann aber menschlich so schnell funktioniert, hätte ich nicht gedacht. 

In Oettersdorf hast du alle Positionen, bis auf die des Torwarts, gespielt. Die Position gleich hinter den Spitzen scheint für dich jedoch maßgeschneidert. Siehst du das auch so?

Ja, diese Position liegt mir. Da hat man mehr Freiheiten, kann mit dem notwendigen Schwung nach vorn durchbrechen und für meine Schußgefährlichkeit ist das auch optimal. Eins noch: man kriegt nicht mehr so viel wie die Stürmer auf die Knochen.  

Trotz zweimaligem Stühlerücken auf der Trainerposition seid ihr seit zehn Spielen ohne Niederlage. Wie ist das zu erklären?

Der Erfolg und die Trainerwechsel passen irgendwie nicht zusammen. Wir hatten einfach einen Lauf. Der Abschied von Peter Dorn hat mir am meisten weh getan. Schließlich hatte ich anfangs zu ihm die beste Verbindung. Mein Wechsel lag viel mit an seiner Person. Im Hintergrund hatte aber auch Jens Herzog als Hauptmotivator eine Schlüsselrolle. 

Spielertrainer Jens Herzog ist Dreh- und Angelpunkt im Team. Wäre es nicht gut, wenn er auch in der neuen Saison Trainer bleibt?

Ich selbst wünsche  ihn mir lieber noch eine weitere Saison als Mitspieler. Seine Spielübersicht und auch sein Ehrgeiz sind einmalig. Gerade die jungen Spieler können von ihm viel lernen. 

Ist der derzeitige Erfolg eher Zufall oder findest du eine Erklärung?

So richtig nicht. Mit sieben neuen Leuten ging es in die Saison, da gab es anfangs viele Fragezeichen. Daß wir so weit vorn mitmischen habe ich nicht erwartet. 

Die einzige Niederlage gab es ausgerechnet zu Hause mit dem 2:5 gegen Spitzenreiter Camburg. Ärgert dich das im Nachhinein?

Natürlich ärgert mich das noch heute gewaltig. Vor allem, wie wir die erste Viertelstunde noch gar nicht da waren und gleich drei unnötige Tore kassierten. Ich muß aber auch sagen, daß die Camburger für mich der stärkste Gegner waren und sie nicht zu Unrecht ganz vorn stehen. 

An welches Hinrundenspiel hast du die besten Erinnerungen?

Das 4:0 gegen Blankenstein, als wir alle vier Treffer in sieben Minuten erzielten. Und daß ich mit meinem Freistoßhammer zum 1:0 den Grundstein für den Sieg bei Jenapharm legen konnte, hat mich auch riesig gefreut. 

Wer ist für dich der Topfavorit für den Aufstieg?

Es sind zwei Mannschaften: Jena-Zwätzen und Camburg 

Und was ist mit Moßbach?

Ich würde mich freuen, wenn wir unter die ersten vier kommen. Dann hätten wir mehr erreicht, als alle erwarten konnten. Wir wollen so lange wie möglich an den Jenaer Teams dranbleiben und die Fahne des Saale-Orla-Kreises hochhalten. 

Welche Mannschaft hat dich in negativer und welche in positiver Hinsicht am meisten überrascht?

Negativ gleich mehrere: vor allem Einheit Jena. Aber auch von Tanna und Blankenstein hätte ich mehr erwartet.

Die positive Überraschung sind natürlich wir. 

Wo siehst du die größten Reserven in der Mannschaft?

Die liegen vor allem im spielerischen Bereich und beim schnellen Umkehrspiel. 

Du hast zwar in der Hinrunde sieben Mal ins Tor getroffen, aber mindestens genauso oft an das Aluminium. Soll das in Zukunft so weiter gehen?

Ich glaube, das Aluminium habe ich noch öfter geprüft. Vielleicht habe ich in der Rückrunde Glück und treffe den Pfosten oder die Latte mal so, daß der Ball ins Tor springt. Wenn man das Tor trifft, sind immer alle glücklicher. Und wer gar nicht aufs Tor schießt, kann natürlich auch kein Tor machen. 

Wie sieht`s mit dem Torehrgeiz aus, den Stürmer oft an sich haben?

Die Zeit, in der ich auf die Torjägertabelle geschaut hab, ist längst vorbei. Das bringt vielleicht auch das Alter mit sich. Ich muß nicht selbst treffen, Hauptsache die drei Punkte sind unser. 

Ein Großteil der Moßbacher gehört zur Fraktion der Bayern-Anhänger. Du auch?

Nein. Mein Favorit ist der 1. FC Kaiserslautern, auch wenn sie derzeit nur in der zweiten Liga spielen. Und danach kommt auch gleich der FC Carl Zeiss Jena. 

Tagsüber arbeitest du hart auf dem Bau, auch zu Hause eine Baustelle und in der Freizeit der Fußball. Ist das nicht zu viel des Guten?

Auch wenn ich mich nach Feierabend manchmal überwinden muß, ist der Fußball für mich der beste Ausgleich von der Arbeit. Natürlich werden, wenn man auf die 30 zugeht, die Wehwehchen nicht weniger. Ohne Fußball geht’s aber momentan einfach noch nicht.