OTZ: Moßbachs Trainer Jens Herzog: "Der eigene Fußball geht immer vor."

SV Moßbach - Immer am Ball!, 20.11.2022

OTZ: Moßbachs Trainer Jens Herzog: "Der eigene Fußball geht immer vor."

Moßbachs Trainer Jens Herzog (hier im Roda-Stadion Stadtroda) bleibt dem SV Moßbach vorerst erhalten (Foto: Jens Henning).

OTZ vom 16.11.2022/Benjamin Schmutzler. Interview: Moßbach-Trainer Jens Herzog über den Abstieg aus der Landesklasse, die Startschwierigkeiten in dieser Saison und das WM-Aufgebot von Bundestrainer Hansi Flick.

Er ist der Hauptübungsleiter beim SV Moßbach, kennt den Verein als Spieler und Trainer, stieg mit den Fußballern der ersten Mannschaft auf und in diesem Jahr wieder ab. Im Interview der Woche verrät uns der gebürtige Pößnecker Jens Herzog, warum es ihn auch nach elf Jahren und einer derzeit sportlich schwierigen Situation immer noch in Moßbach hält.

Nach drei Spielzeiten ist das Abenteuer Landesklasse vorerst vorbei für den SV Moßbach. Was hat am Ende dann doch gefehlt?

"Es war ein tolles Erlebnis für Verein und Gemeinde. Wir hatten namhafte Gegner, viele Zuschauer, tolle Derbys gegen die großen vier Vereine im Landkreis und zum Teil gute Ergebnisse. Im Landespokal kamen wir in zwei Saisons zu vier Siegen am Stück. Letztlich fehlte uns neben der Konstanz auch die Substanz, um den Abstieg abzuwenden."

Wie bedauerlich ist es, dass Ihr Team durch Corona nicht eine reguläre Saison spielen konnten?

"Sehr, denn im Aufstiegsjahr wären wir mit dem Derby gegen Schleiz in die Rückrunde gestartet und zwei Tage vor dem Spieltermin kam die Absage durch den ersten Coronafall Thüringens, der aus dem SOK stammte. Mit 15 Punkten aus 13 Spielen vor der Rückrunde hätten wir den Klassenerhalt wohl aus eigener Kraft geschafft."

Hatten Sie nach dem Abstieg Angebote von anderen Vereinen und warum sind Sie in Moßbach geblieben?

"Ja, es gab drei Anfragen als Co-Trainer Verbandsliga Männer, Trainer Landesklasse Männer und Trainer Landesliga Frauen. Ich hatte mir meine Gedanken gemacht, aber nicht tiefgründig. Zudem wollte ich nach einer so kräftezehrenden Etappe nicht sofort eine neue Aufgabe annehmen. Zu viel hängt an der jetzigen Herzenssache Moßbach. Ich fühle mich in der Gemeinschaft von Verein und Dorf sehr wohl. Ich darf handeln, umsetzen, gestalten und mit Personen arbeiten, mit denen es eine Art Geben und Nehmen ist. Auch wenn ich gewiss nicht alles richtig mache."

Der Start in die Kreisoberliga verlief nicht optimal. Warum steht der SVM bereits bei fünf Niederlagen und Tabellenplatz acht?

"Wir haben einen Minikader und ständige Abwesenheiten durch Verletzungen und Erkrankungen. Wir können den Substanzverlust nicht einfach wegstecken und haben zudem die Rolle als Favorit inne. Gegner wachsen an uns. In den bisherigen Partien haben wir vorn viele Chancen nicht genutzt, hinten zu viele einfache Gegentore kassiert. Die Inkonstanz in den Leistungen ist das Hauptproblem. So finden wir uns derzeit im unteren Mittelfeld wieder und mein Vorgänger Peter Dorn hatte recht, als er im Juli sagte: Jens, stell dich auf Platz acht bis zehn ein, diese Erfahrung nach dem Abstieg ist völlig normal."

Ist der direkte Wiederaufstieg dennoch ein realistisches und angestrebtes Unterfangen?

"Nein, für diese Saison auf keinen Fall. Jüngst hatten wir in einer Woche drei MRT-Termine, davon gingen zwei Befunde von Kreuzbandrissen aus. Wir müssen uns bemühen, den Spielerkader und den Klassenerhalt zu sichern. Dies umfasst unsere beiden Männermannschaften. Augenhöhe wird Moßbach gegen die Zweitmannschaften von Neustadt, Bad Lobenstein, Schleiz und Pößneck einnehmen."

Welche Abgänge taten besonders weh, wie konkurrenzfähig sehen Sie den derzeitigen Kader?

"Wir hatten in den letzten zehn Jahren einen enormen Aufschwung. Das war harte Arbeit und manchmal auch etwas Glück. Doch das Blatt dreht sich gerade. Grundsätzlich tut jeder einzelne Abgang weh – für uns war im Juni die Menge ein Nackenschlag. Für diese Saison zählt nur der Klassenerhalt, zudem stehen wir im Viertelfinale des Pokals. Aber ohne die Rekrutierung von einigen alten Haudegen, die längst in der Fußballrente standen, würden wir aktuell nicht über die Runden kommen. Das sind menschliche Verbindungen zum Verein, für die ich sehr dankbar bin."

Welche sportlichen Ziele hat ein Jens Herzog für sich?

"Als Trainer fühle ich mich manchmal alt und machtlos – aber der Ehrgeiz ist ungebrochen. Ich wollte damals nie Spielertrainer werden. Es sollte nur eine Interimslösung sein. Auf jeden Fall möchte ich noch ein größeres Projekt in und für Moßbach realisieren, für das ich schon fleißig Hausaufgaben gemacht habe. Alles andere nimmt seinen Lauf, vielleicht sogar schon zeitnah. Auf keinen Fall will ich dem Verein schaden. Wenn der Verein sagt, dass ich nicht mehr der richtige Mann als Trainer bin, dann mache ich den Platz sofort frei."

Sie sind großer Fußball-Enthusiast: Was sagen Sie zum WM-Kader von Hansi Flick und wie weit kommt Deutschland?

"Da der DFB mit seinen verklebten Strukturen nur vom Fußball an der Basis redet, aber alle Worthülsen nicht mit echtem Leben füllt, ist mir dessen Team egal. Die Nationalspieler der 1980er und 1990er Jahre waren meine Idole. Heute schaue ich die Länderspiele nur noch nebenbei. Die WM in Katar spiegelt die gesamte Entwicklung im Fußball-, aber auch Weltgeschäft wider. Insofern bleibe ich meinem Motto treu: Der eigene Fußball geht immer vor."


Quelle:OTZ/Benjamin Schmutzler