Jens Herzog im 'Interview der Woche' mit der regionalen Tageszeitung

SV Moßbach - Immer am Ball!, 16.08.2023

Jens Herzog im 'Interview der Woche' mit der regionalen Tageszeitung

Er lebt den Fußball und ist über vier Jahrzehnte aktiv auf und am Platz dabei: Jens Herzog (Foto: Lutz Weidehaas).

Jens Herzog über seine Zeit in Moßbach: "Habe in 12 Jahren nicht einen Tag gefehlt."

Gern teilen wir den Artikel der OTZ vom 16.08.2023/Lokalsport/Benjamin Schmutzler.

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Interview der Woche: Warum der leidenschaftliche Fußball-Trainer mit etwas Abstand anders über seine Rücktritts-Entscheidung spricht.

42 Jahre als Spieler oder Trainer auf dem Fußballplatz haben vorerst ein Ende – zum Abschluss der vergangenen Spielzeit gab SV Moßbachs Trainer Jens Herzog (48) seinen Rücktritt bekannt. Warum dies durchaus als vorläufig bezeichnet werden kann, was ihn zu seiner Entscheidung bewog und wie er heute darüber denkt, erzählt der Fußball-Enthusiast und Moßbacher Ehrenbürger im Interview.

Ein paar Wochen sind seit Ihrem letzten Spiel als Moßbach-Trainer vergangen: Was macht die Gefühlslage eines Jens Herzogs?

Nach der turbulenten Saison und den Ferienaktivitäten auf dem Platz, bei denen ich täglich involviert war, wollte ich erstmal raus, flog auf die Kanaren. Ich brauchte einige Zeit für mich, musste in mich reinhören. Ich wollte mich körperlich stabilisieren, war in einem regelrechten Loch.

Jetzt, mit etwas Abstand, merke ich, dass etwas fehlt, wenn ich nicht auf dem Fußballplatz stehe. Mir fehlt einfach abends etwas nach der Arbeit, vielleicht bin ich da zu fußballverrückt. Man kann sagen, dass ich die Entscheidung schon bereut habe, auch wenn ich weiterhin dazu stehe.

Schildern Sie bitte nochmals kurz die genauen Gründe, warum Sie sich für diesen Schritt entschieden hatten.

Ich habe die Entscheidung, das Traineramt abzugeben, zum 31. März getroffen. Es war eine Mischung verschiedener Umstände, die für mich ein Gesamtbild ergeben haben. Ich habe die letzten Jahre vielfältige Aufgaben für den Verein übernommen, denen ich mich immer Hundertprozentig widmete. Am Ende war ich im Traineramt menschlich von manchen Spielern enttäuscht, denen ich alles gegeben habe, doch für die dieses Rundum -Sorglospaket eines Dorfvereins nicht mehr gut genug war. Das habe ich an unerwarteter Stelle zu spüren bekommen, deswegen wollte ich eine Pause als Trainer.

Sie hatten hier zu vielen Personen ein sehr inniges Verhältnis. Wie nahmen die Mannschaftskollegen Ihre Entscheidung auf?

Der Vorstand war entsetzt und hat um mich gekämpft, die Spieler dachten erst, ich mache nur einen Spaß. Zum Saisonende hatten es viele dann verstanden, manche Spieler wollten mich persönlich noch umstimmen. Bei dem einen oder anderen habe ich dieses Kämpfen allerdings vermisst.

Wie erging es Ihnen Ende Juni im letzten Spiel, dem verlorenen Pokalfinale gegen den FSV Orlatal?

Da war es weniger emotional als beispielsweise beim letzten Heimspiel gegen Gleistal oder dem Derby in Schleiz. In erster Linie war ich enttäuscht, dass wir nicht den Pokal gewinnen konnten. Erst nach und nach kamen dann die ganzen Gedanken so richtig bei mir an.

Wie geht es weiter für Sie – im Fußball und beim SV Moßbach?

Ich bin seit 12 Jahren in Moßbach, fungiere als sportlicher Leiter, fühle mich mit dem Verein und den Menschen verbunden. Wir haben hier viel aufgebaut, da hängen sehr viele Emotionen dran. Ich habe nie alles richtig gemacht, aber immer alles reingesteckt mit einem hohen Anspruch an meine Arbeit. In 12 Jahren habe ich nicht einen Tag gefehlt, das soll erstmal jemand nachmachen. Es gab bereits vorsichtige Anfragen anderer Vereine, aber dazu bin ich derzeit nicht offen.

Was stehen dem SV Moßbach nach Gründung einer Spielgemeinschaft mit Möschlitz für Zeiten bevor?

Es ist natürlich ein extremer Umbruch. Das Gerüst bilden sieben, acht Spieler der Ersten, die Mannschaft wird durch Spieler der Zweiten komplettiert, die sich nun mit mehreren Trainingseinheiten in der Woche auseinandersetzen müssen. Du musst alle körperlich und taktisch fit bekommen.

Das braucht Zeit und wir werden nicht in Aktionismus verfallen, wenn die ersten Partien, so wie im Pokal gegen Schmölln, verloren gehen. Damit auch der Überhang regelmäßig auf dem Platz stehen kann, haben wir mit Möschlitz eine Lösung gefunden. Das ist unsere neue zweite Mannschaft in der Kreisklasse.

Wie schätzen Sie das neue Trainerteam um Michael Wilfert ein?

Wir haben entschieden, dass er die Chance erhalten soll, da Michael Wilfert lang im Verein ist und die Strukturen kennt. Er muss sich jetzt beweisen, ein qualitativ anderes Training anbieten. Er hat die Aufgabe, die Mannschaft fit zu bekommen, darf dabei die Geduld nicht verlieren. Ich halte mich zurück, stehe aber mit Rat und Tat zur Seite, wenn ich gefragt werde. Am Ende steht der Verein über allem.

An welche Erlebnisse blicken Sie als Trainer gern zurück?

Schwierige Frage. Letztlich war jede Sommerpause spannend, weil man um den neuen Kader gekämpft hat. Aus jedem Gespräch ist man reifer geworden, aus ärgerlichen Niederlagen hat man gelernt. Das Aufstiegsjahr 2019 und die ersten Spiele in der Landesklasse waren toll. Das Auftaktspiel damals gegen Schleiz vor 500 Zuschauern war schon besonders. Viele nahmen Moßbach erstmals als Fußballclub war. Aber auch meine Anfangszeit als Spielertrainer hier will ich nicht missen. Damals haben das Wort und ein Handschlag gezählt. Das vermisse ich heute am meisten.

Wie wollen Sie vorerst als sportlicher Leiter den richtigen Abstand zum Geschehen auf dem Platz finden?

Viele, die mich kennen, sagen: Du kannst das nicht, du gehörst auf den Platz. Ich muss als Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand die richtige Rolle finden. Und mal zum Fußball gehen, ganz ohne Trainerlast und Verpflichtungen, ist auch ganz interessant und schön.

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Der OTZ-Artikel ist hier zu finden!


Quelle:OTZ/Lokalsport (siehe Link)