"Kaisermania": Franz Rocktäschel im Smalltalk

SV Moßbach - Immer am Ball!, 01.05.2020

"Kaisermania": Franz Rocktäschel im Smalltalk

Franz Rocktäschel stand uns im Videochat Rede und Antwort. Deutschland wurde im Jahr 1990 zum dritten Mal Weltmeister, der Teamchef "Kaiser" Franz Beckenbauer wurde seinerzeit als ewige Lichtgestalt geboren. Und genau acht Wochen nach dem WM-Finale in Rom (08.07.1990) erblickte ein kleiner Franz das Licht der Welt, dem seither der Spitzname Kaiser anheftet. Seit einigen Jahren kickt jener Franz Rocktäschel für unseren SVM und aus dem derzeit unfreiwilligen Ruhemodus heraus beantwortete er unserer Redaktion einige Fragen. Aber lest doch einfach selbst ... 
 
Servus "Kaiser", zuerst die wichtigste Frage: Gehts dir und deinen Liebsten gut?
"Hallo, mir und meiner Familie geht es gut."
 
Hat die aktuelle Lage Einfluss auf deine Arbeitssituation?
"Leider ja. Als Physiotherapeut ist man sehr von ärztlichen Verordnungen abhängig. Und zur Zeit geht keiner zum Arzt. Dadurch befinde ich mich aktuell in Kurzarbeit."
 
Und ohne dienstliche Pflichten fühlst du dich dann wie ein Koala in der Hängematte? Oder machst du sportlich etwas für dich?
"Eigentlich bin ich eher der Typ Koala auf der Couch?. Nein, ich betätige mich schon hin und wieder mal sportlich. Allerdings fällt es mir sehr schwer, mich für Ausdauerläufe zu begeistern, deswegen versuche ich mich ca. 3x pro Woche mit etwas Fitness in Form zu halten. Großer Respekt an den ein oder anderen Mitspieler, wenn ich sehe, was die so an Kilometern runterreißen."
 
Also wirst du jetzt ein vorbildlicher Hausmann und ein fauler Sportler? Luisa freut sich bestimmt, oder?
"Ein vorbildlicher Hausmann wird aus mir wahrscheinlich nicht, ich bin eher für die Unordnung zuständig. War ich jemals etwas anderes als ein 'fauler Sportler'??"
 
Ja, das Motto vom guten Pferd beherrschst du ganz gut, aber Hand aufs Herz: Wie sehr fehlt dir der aktive Fußball?
"Natürlich ist es ungewohnt, in der Woche oder am Wochenende seine Tasche nicht zu packen. Und daran merke ich, dass mir der aktive Fußball in meinem Alltag fehlt."
 
Und wie sehr fehlen dir die Jungs und das gewöhnliche Umfeld?
"Das was mir mehr als der aktive Fußball fehlt, ist das zusammen in der Kabine sitzen, ein Bier zu trinken nach dem Training oder Spiel und dummes Zeug zu quatschen. Es ist schon merkwürdig, wenn man mal in Moßbach ist und nicht dem Ball auf dem Platz nachjagen darf."
 
Was denkst du, ob/wie/wann es wieder los gehen könnte? Bist du eher optimistisch gestimmt, dass zeitnah wieder trainiert werden darf?
"Ich glaube, dass das gewohnte Training noch eine Weile auf sich warten lässt. Vielleicht ergibt sich ja für den Amateurfußball die Möglichkeit, auch in 'Kleingruppen', mit genügend Abstand, zumindest einmal die Woche zu trainieren. Ich will das aber nicht entscheiden."
 
Du warst beim SVM eine tragende Säule in der Aufstiegssaison, wie hast du den mannschaftlichen Erfolg für dich erlebt und bewertet?
"Ich habe mich natürlich sehr gefreut. Vor allem habe ich mich nicht für mich selbst gefreut. Sondern für das Trainer/Betreuerteam (um Jens Herzog, Sebastian Maeckelburg und Jürgen Neupert), die Spieler der 'älteren Generation', und das Team um das Team (vom Vorstand bis zur Reinigungskraft)."
 
Was hat deiner Meinung nach den entscheidenden Vorteil pro SVM gegenüber Thüringen Jena und Pößneck ausgemacht? Denn vom spielerischen Potential und der Grundausbildung her war dein Team ja eher auf dem Bronzeplatz anzusiedeln, im direkten Vergleich, oder?
"Ja, spielerisch sind sowohl Pößneck als auch Thüringen Jena, vielleicht sogar deutlich, besser als wir. Für uns war wichtig, dass wir die direkten Duelle gegen die Topteams der KOL recht erfolgreich gestalten konnten. Aber entscheidend ist in so einer Saison, wer den längeren Atem hat. Und den hatten wir! Im Saisonvergleich zu Pößneck war vielleicht die größere Erfahrung und zu Thüringen Jena möglicherweise der konstantere Kader ausschlaggebend. Man kann aber auch sagen: 'WIR WAREN EINFACH DRAN, AUFZUSTEIGEN'."
 
Und als einziger Akteur deiner Mannschaft warst du in allen 13 Spielen der ersten Landesklassenhalbsaison des SVM auf dem Platz dabei, kannst also als "Mister Beständigkeit" bezeichnet werden?
"Wenn man die Statistik zugrunde legt, ja. Wenn man die Leistung nimmt, dann war ich nicht immer so konstant."
 
Und das mit fast 30 Jahren, du bist wohl in einen Jungbrunnen getaucht?
"Mein Trainer würde jetzt sagen, dass man mit 29 oder 30 im besten Fußballeralter ist. Ich hab in dieser Hinrunde einfach mal Glück mit ausbleibenden Verletzungen gehabt. Und da kann es mal sein, dass man eine Halbserie spielt, in der man die 100 % packt."
 
Als Innenverteidiger neben Timo Grau hast du ein stabiles Fundament gebildet, was auf Anhieb gut passte, oder?
"Stimmt, dass hat von Beginn an gut funktioniert. Wir haben das ja auch letzte Saison schon mal so gespielt. Wir sind von der Spielauffassung her sehr nah beieinander. Positiv kommt noch hinzu, dass wir uns auch neben dem Platz sehr gut verstehen. Und da wir in der Kabine nebeneinander sitzen, können wir die Dinge gleich unter uns klären."
Was waren die bisherigen Saisonhöhepunkte für dich?
"Negativ: Definitiv die späte Niederlage in Schleiz (0:1). Positiv: Der erste Landesklassensieg im ersten Saisonheimspiel gegen Zeulenroda (3:1, siehe Foto). Und der dreckige Kirmessieg in Kaulsdorf (2:1)."
 
Bist du mit den 15 verbuchten Punkten zufrieden?
"Also vor der Saison hätte ich gesagt, dass 15 Punkte sehr gut sind. Jetzt kann man sagen, dass es auch ein paar Pünktchen mehr hätten sein können."
 
Stell dir vor, du bist der Teamchef des SVM in der Landesklasse und hättest heute die freie Spielerwahl, wie würdest du deine Liga-Wunschelf bespicken? 
"Das ist verdammt schwer. Ich habe noch nicht allzu oft gegen die anderen Mannschaften gespielt. Deswegen ist meine 'Wunschelf' sehr von ehemaligen oder aktuellen Weggefährten geprägt. Allerdings hätte ich noch einige Kandidaten mehr für diese Mannschaft gehabt: Tor: Christian Lange; Abwehr: Daniel Meyer, Timo Grau, Mirko Horn, Daniel Opel; Mittelfeld: Martin Köhler, Marvin Brehm, Karli Meyer, Peter Pribitny; Angriff: Benni Bahner, Stephan Wunderlich."
 
Dass du Martin Köhler aufstellst, war zu erwarten. Wäre er dein Wunschspieler für die neue Saison?
"Natürlich stelle ich meinen Köhli auf! Ja, Köhli wäre einer meiner beiden Wunschtransfers."
 
Wer ist der Zweite?
"Der zweite Wunschspieler wäre Sebastian Heinz."
 
Auf welcher Position würdest du Köhli denn bringen?
"Ich als Abwehrspieler will nicht gegen ihn spielen. Bei mir würde er in der Offensive agieren, ohne eine feste Position."
 
Ihr habt im Nachwuchs lange Zeit zusammen gespielt, wer hat euch damals als Trainer besonders geprägt?
"Da wir schon über 20 Jahre zusammenspielen (siehe Foto aus der Saison 2007/2008, Quelle Toni Fruth/privat), haben wir schon so einige Trainer erlebt. Am meisten haben uns glaube ich Ullrich Heckel und Matthias Liebers beeinflusst."
Zum Schluss noch eine wichtige Frage, die sicher auch die Fans des SVM interessiert: Bleibst du selbst eine weitere Saison als Leistungsträger auf der Autobahnhöhe aktiv?
"Wenn man seit geraumer Zeit bei 'Team Alt' im Training spielt, weiß man dass man nicht mehr viel Zeit als Spieler hat. Deswegen bin ich ganz froh, dass der Trainer es gern hätte, dass ich bleibe. Und da habe ich ihm die Zusage per Handschlag gegeben."
 
Mit welchen sportlichen Zielen verbindest du diese Zusage?
"Mein Ziel ist natürlich, die Landesklasse diese und nächste Saison zu halten."
 
Vielen Dank, Franz. Dir, deiner Freundin Luisa und euren Familien alles Gute und hoffentlich bis bald mal wieder, denn wie sagte einst der Trainerfuchs Adi Preißler: „Grau is' im Leben alle Theorie – aber entscheidend is' auf’m Platz."?

Quelle:Interview: dx / Bilder: Archiv Mario Streit und Toni Fruth