OTZ-Artikel zum Vereinsbündnis im KFA Jena-Saale-Orla

SV Moßbach - Immer am Ball!, 17.05.2020

OTZ-Artikel zum Vereinsbündnis im KFA Jena-Saale-Orla

Gern teilen wir den OTZ-Artikel vom 14.05.2020 (Autor Marcus Schulze / Quelle https://www.otz.de/sport/wir-moechten-uns-mit-dem-zusammenschluss-gehoer-verschaffen-id229122102.html), der sich mit dem jüngst begründeten Bündnis einiger Vereine aus dem Fußballkreis befasst. Und diesem Bündnis schließen sich immer mehr Vereine an.

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"Wir möchten uns mit dem Zusammenschluss Gehör verschaffen"

Katastrophe – auf jenes drastische Wort greift Abteilungsleiter Marco Nagy vom SV Jena-Zwätzen zurück, wenn er denn über die Entscheidung des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) sinniert. Dieser hatte sich bei einer Online-Sitzung am 5. Mai dafür ausgesprochen, die Saison 2019/20 fortzuführen. Im September soll es weitergehen – und zwar bis März 2021.

Dergleichen schmeckt diversen Fußballvereinen des KFA Jena-Saale-Orla überhaupt nicht, welche sich nun zusammengeschlossen haben, um ihren Unmut über die Entscheidung des TFV geballt zu bekunden. „Wir möchten uns mit dem Zusammenschluss Gehör verschaffen“, sagt André Lorbeer vom SV Jena-Zwätzen, stellvertretender Abteilungsleiter in Sachen Fußball der Kicker aus dem Norden der Universitätsstadt. Harald Kramer, Vereinsvorsitzender von Grüß-Weiß Stadtroda, erinnert indes daran, dass der Verband die Interessen der Vereine zu vertreten habe, stattdessen werde von oben herunter diktiert. Das Bündnis umfasst 15 Vereine des KFA Jena-Saale-Orla, die sich nun mit einem Positionspapier gegen den Beschluss des TFV stellen. Dazu gehören u.a. SV Jena-Zwätzen, SV Moßbach, Grün-Weiß Stadtroda, BSG Chemie Kahla, Rodatal Zöllnitz, SV Hermsdorf oder auch der FC Carl Zeiss Jena.

Die Vertreter der Vereine verweisen im Kollektiv auf diverse Gefahren, welche die Fortsetzung der derzeit unterbrochenen Spielzeit mit sich bringen kann. Insbesondere für die Jugend-Teams würde das angestrebte Vorhaben einen äußerst bitteren Beigeschmack besitzen, da sie bis zum Saisonende im März 2021 nur noch ein Handvoll Spiele zu absolvieren hätten. Je nach Verein handelt es sich dabei um sechs bis acht Punkt-Partien, die dann bis zum Saisonauftakt im August für die Spielzeit 2021/22 ausreichen müssen. Eine lange Zeit. „Wir befürchten eine Abwanderung von Spielern bei den Nachwuchsmannschaften, da es für sie kaum noch eine Motivation gibt, sie sich kaum noch im sportlichen Wettkampf messen können“, betont Lorbeer, der das Szenario dann noch weiterspinnt, denn nicht nur die jungen Kicker könnten die Lust an der Fußball-Materie aufgrund des über weite Strecken marginalisierten Wettkampfes verlieren, sondern womöglich auch dazugehörige Trainer.

Harald Kramer von Grün-Weiß Stadtroda fürchtet zudem, dass die Werte, die essenziell für den Mannschaftssport sind, unter diesen Umständen nicht mehr vermittelt werden können. „Vielleicht distanzieren sie sich sogar komplett vom Sport“, befürchtet er. Und diese Angst hat Kramer nicht exklusiv, denn auch Daniel Bottner, Vereinsvorsitzender BSG Chemie Kahla beschwört dieses Szenario, gibt zu bedenken, dass Nachwuchsmannschaften auseinanderfallen könnten, sieht gar das Fundament seines Vereins perspektivisch wegbrechen. Nachwuchsleiter Mario Stahl vom SV Hermsdorf drückt es noch eine Spur drastischer aus: „Dem Nachwuchs wird ein Jahr seiner Fußballkarriere geraubt.“ Wo der Nachwuchs wegbrechen würde, fehle es dann auch an Beiträgen, und wenn eine komplette Mannschaft im Junioren-Bereich nicht mehr gestellt werden könne, muss der betroffene Verein eine Strafe an den Verband zahlen, schiebt Lorbeer hinterher. 

Natürlich drückt der Fußballschuh auch bei den Männern gewaltig. André Lorbeer erinnert an die Verträge, die ein Verein mit Spielern und auch Trainern hat, die in den meisten Fällen im Juni 2020 auslaufen und somit obsolet wären. So könne es passieren, dass im September neu aufgestellte Mannschaften auflaufen. Stichwort: Wettbewerbsverzerrung. Bei den Junioren könne es indes zu Unverhältnismäßigkeiten bei den aufeinandertreffenden Jahrgängen kommen. Und auch im Männerbereich sei die Anzahl der noch zu absolvierenden Partien mit dem angestrebten Szenario sehr überschaubar. Das Weniger an Heimspielen würde sich naturgemäß auch negativ auf die Finanzen eines Vereins auswirken. Einnahmen aus Eintritt und Verpflegung würden in Gänze schlichtweg geringer ausfallen.

Eine Bereitschaft für einen konstruktiven Austausch von Verbandsseite hätten indes viele Vereine am 5. Mai vermisst, gibt André Lorbeer zu bedenken. „Es gab lediglich eine Lösung A und eine Lösung B seitens des Verbandes, eine Beteiligung der Vereine erfolgte nicht“, resümiert Lorbeer, der der Überzeugung ist, dass so mancher Verein gar nicht gewusst habe, worüber er da abstimmt. Erst im Nachgang sei dem einen oder anderen mitunter ein Licht diesbezüglich aufgegangen. Sie hätten erst hinterher die Tragweite ihrer Entscheidung erkannt.

Einen Abbruch der Saison hätten die Vertreter des Verbandes indes vehement abgelehnt, da nicht auszuschließen sei, dass es eine zweite oder gar dritte Corona-Welle geben könne, welche die kommende Saison dann ebenfalls zum Erliegen bringt, berichtet André Lorbeer. „Die Bedenken leuchten mir ein, doch die Ausgangsposition wäre für die Vereine bei einem Neustart im September schlichtweg besser. Mehr Spiele, mehr Einnahmen.“

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Quelle:www.otz.de