OTZ vom 27.02.2021: Junge Familien zieht es nach Moßbach

SV Moßbach - Immer am Ball!, 28.02.2021

OTZ vom 27.02.2021: Junge Familien zieht es nach Moßbach

Moßbach. Die Gemeinde Moßbach ist bei Zuzugswilligen beliebt. Doch bei der Kandidatur zur Bürgermeisterwahl am 7. März lassen die Bürger der 77-jährigen Amtsinhaberin Gisela Krösel gern den Vortritt.

Die seit 2009 als ehrenamtliche Bürgermeisterin tätige Gisela Krösel (parteilos) hatte lediglich bei ihrer zweiten Wahl vor sechs Jahren einen Gegenkandidaten, gegen den sie sich mit 80,6 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 84 Prozent durchsetzte. Viele junge Gemeinderatsmitglieder erklärten ihr mittlerweile, dass sie neben Beruf und Familie einfach nicht die Zeit hätten, um sich mit ganzer Kraft als ehrenamtlicher Bürgermeister für die Geschicke der Gemeinde einzusetzen, um von einer Institution zur anderen zu laufen. Also, dass sie keine Möglichkeit für einen Generationswechsel sehen.

Gisela Krösel hingegen hält es als frühere Lehrerin mit Goethe und zitiert aus Fausts Wette den Mephistopheles: „Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, so sei es gleich um mich getan.“ Dies sei ihre Lebensdevise. Sie möchte immer etwas bewirken, erklärt die einzige Kandidatin zur Bürgermeisterwahl.

Gisela Krösel ist froh, dass die gut 400 Einwohner zählende Gemeinde nicht überaltert, sondern durch den Zuzug junger Familien den Altersdurchschnitt auf 45 Jahre senken konnte. „Die Häuser, die nach Todesfällen keine Bewohner hatten, haben sehr schnell neue Eigentümer gefunden“, sagt sie und zählt auf: In das eine Haus zieht eine Familie aus dem Odenwald mit drei Kindern, in das nächste Haus eine Familie mit zwei Kindern, im einstigen Gasthaus wohnen nun um die 16 Leute. „Wir haben so viele Bewerber für Wohnraum, dass wir der Nachfrage nicht ausreichend gerecht werden können. Im Jahr 2016 haben wir ein leerstehendes Wohnhaus erworben. Die Gemeinde hat drei Wohnungen, einen Jugendclub und Abstellflächen für Gemeindetraktoren errichten lassen. Damals gab es nicht nur Befürworter für das Vorhaben, aber heute sind wir froh“, sagte Gisela Krösel.

Sie erinnerte an den Kampf, als der gemeindeeigene Kindergarten und die Grundschule im Grünen bei politischen Entscheidungsträgern außerhalb des Ortes zur Disposition standen. „Inzwischen sind wir dabei, mit Landesfördermitteln die Kapazität des Kindergartens durch einen Umbau von 28 auf 33 Plätze zu erweitern“, so Krösel. Momentan seien 26 Kinder im Kindergarten und 75 in der Grundschule angemeldet, auch wenn einige von ihnen aus anderen Orten kommen. „Ich bin sehr froh, dass die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten, Schule, Betrieben, Vereinen und der Gemeinde so gut läuft“, sagte die Bürgermeisterin.

Der Sportverein Moßbach als Aushängeschild des Ortes will in diesem Jahr ein original Mini-Kunstrasenspielfeld des DFB errichten, das auch Schule und Kindergarten nutzen können. Krösel lobte auch die Aktivitäten der anderen Vereine wie Landfrauen, Volkssolidarität, Reitverein, Schulförderverein, Feuerwehrverein und den Jugendclubs, die das kulturelle Leben bereichern.

Sie setze sich nicht nur für die jungen Bewohner ein, sondern konnte erreichen, dass die Beratungs- und Begegnungsstätte Plothen des DRK-Kreisverbandes auch Sprechstunden für Senioren in Moßbach vornimmt, die nach dem Lockdown wieder regelmäßig stattfinden sollen. Die Beraterin füllt beispielsweise Formulare aus, organisiert aber auch Fahrgemeinschaften für ältere Bürger, die nicht mobil sind. Die örtliche Feuerwehr habe seit 2010 ein neues Fahrzeug und einen Sanitärtraktanbau erhalten, im vergangenen Jahr neue Kleidung.

Sie sei froh, dass die für 2020 geplanten Gewerbesteuereinnahmen mit 100.000 Euro etwa 30.000 Euro über den Planungen lagen. „Ich hoffe, dass es trotz Coronakrise so bleibt. Denn so können wir Zuschüsse an Vereine zahlen und neue Projekte angehen, die wir noch nicht umsetzen konnten“, sagte Gisela Krösel. Ein Vorhaben sei die Verkehrsberuhigung auf der Winterseite und somit der Teilrückbau der Straße vom Feuerwehrgerätehaus zum Reitstall, also ein von einem Ingenieurbüro erarbeitetes Projekt, das seit drei Jahren zur Förderung eingereicht wird. Die Gemeinde brauche in diesem Bereich keine fünf Meter breite Straße, sondern will diese auf 3,80 Meter reduzieren und entsiegeln.

Dabei soll gleich der Kanal zur geplanten zentralen Kläranlage errichtet werden. Sie könne es nicht verstehen, dass dem ländlichen Raum in den Medien vorgeworfen werde, dass er die Fördermittel nicht ausschöpft, Moßbach aber bislang keine Förderzusage für den Teilrückbau erhalten habe.

Um Bauwilligen Grundstücke auf der autobahnabgewandten Seite des Ortes anbieten zu können, wollte die Gemeinde innerhalb der Abrundungssatzung vorgesehene Flächen streichen und dafür neue oberhalb der Schule aufnehmen. Doch weil nachgeordnete Behörden dies nicht befürworteten, obwohl Krösel ihr Vorhaben bei ihren Besuchen nachdringlich erläuterte, will es die Gemeinde mit der Ausweisung eines neuen Baugebietes versuchen. „Das möchte ich in der nächsten Wahlperiode angehen“, sagte die einzige Kandidatin.

https://www.otz.de/regionen/schleiz/junge-familien-zieht-es-nach-mossbach-id231669717.html


Quelle:OTZ/Lokalredakteur Peter Cissek (Text und Bild, siehe Link)