OTZ: Moßbachs Leitwolf mit der Nummer 11 ⭐️

SV Moßbach - Immer am Ball!, 07.12.2021

OTZ: Moßbachs Leitwolf mit der Nummer 11 ⭐️

Timo Grau (links) gratuliert Torwart Christian Lange zu dessen 28. Geburtstag. Im Team ist Moßbachs Kapitän eine Schlüsselfigur (Foto: Mario Streit).

Moßbach, am 06.12.2021. Die OTZ berichtet über unseren Mannschaftskapitän Timo Grau (24 Jahre), der für unsere Landesklassenequipe längst unverzichtbar geworden ist. Aber das Engagement von Timo geht auch neben dem Spielfeld weit über ein Normalmaß hinaus und darauf geht der OTZ-Redakteur Benjamin Schmutzler ebenso ein, wie auf ein paar kleinere Randgeschichten. Ein schöner Bericht, den wir gern teilen, um unseren jungen Ehrenamtshelden angemessen zu würdigen. DANKE, TIMO!

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2018 wechselte Fußballer Timo Grau von BW Neustadt nach Moßbach – und hinterlässt auch dort seine Spuren. Welchen Wunsch er mit der BSG Chemie Leipzig verbindet, das erfahren Sie hier.

Zur Umschreibung erinnert sich Fußballtrainer Jens Herzog an eine Szene aus dem diesjährigen Achtelfinale im Thüringer Landespokal. Zwischen Außenseiter SV Moßbach und Favorit FSV Preußen Bad Langensalza steht es nach 82 Minuten 2:2. Der Gastgeber verschlief die erste Hälfte komplett, war mit dem 0:2-Zwischenstand noch gut bedient. Der SVM, angeführt von Kapitän Timo Grau, kämpfte sich in Durchgang zwei wieder heran, hatte plötzlich sogar die Chance, die Partie zu drehen. Dann das 3:2 für die Gäste, Moßbachs Spieler sackten am Boden zusammen. Leere machte sich in den Gesichtern breit. Außer bei einem, sagt Jens Herzog: „Timo ging durch die Reihen, schrie die Jungs an, motivierte sie: weiter, weiter, hoch und weiter kämpfen. Nicht selbstverständlich mit 23 Jahren.“ Das Spiel ging letztlich mit 2:5 verloren, doch menschlich habe die Nummer 11 im Heimtrikot weitere Sympathiepunkte dazugewonnen.

Jens Herzog ist stolz auf den Moßbacher Kapitän, einen „Goldjungen für den Verein“ – der eigentlich gar kein Moßbacher ist. In Pößneck geboren, sieht sich Timo Grau schon immer als Lausnitzer, eine kleine Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Oppurg. Dort lebt der mittlerweile 24-Jährige, gemeinsam mit Labrador Bruno. Schon immer die große Leidenschaft: der Fußball.

Mit drei Jahren dem Fußball verfallen

Mit drei Jahren kickt Timo Grau erstmals gegen das Leder, beim SV Blau-Weiß 90 Neustadt/Orla. Dort muss es sein – Opa, Vati, Tante, Onkel: alles Neustädter Spieler. Cousin Tobias spielt ebenfalls dort. 17 Jahre lang trägt Timo Grau das blau-weiße Trikot, immer im Defensivverbund, immer mit der Nummer 11. „Die wurde in meiner Familie stets getragen, die muss es sein“, sagt Timo Grau. Dass er an einem 11. November geboren wurde, sei nur Zufall. Allerdings ein äußerst passender.

Zur Saison 2018/19 kommt es zum Bruch. Timo Grau fühlt sich in Neustadt nicht mehr wertgeschätzt, ist mit dem eingeschlagenen Weg des Vereins unzufrieden. Er sucht nach einer neuen Herausforderung und wird beim SVM fündig. Gemeinsam mit ihm verlassen Christopher Heyne und Fabian Thümmel Neustadt in Richtung Moßbach. „Damals ein kleines Erdbeben“, sagt Jens Herzog, „dass uns allerdings spielerisch und menschlich enorm weitergebracht hat.“

Mit knapp 50 Landesklasse-Einsätzen wird Timo Grau recht schnell zum Führungsspieler, zum verlängerten Arm des Trainers auf dem Platz. Das selbstgesteckte Ziel, mit dem neuen Verein aus der Kreisoberliga in die Landesklasse aufzusteigen, schafft der Fan des 1. FC Köln und BSG Chemie Leipzig bereits nach einer Saison, wird von den Mitspielern zum neuen Kapitän gewählt und bestätigt. Ein Fußballer, der seine Meinung sagt, ehrlich und direkt.

Auch in Moßbach müssen sie sich daran zunächst gewöhnen. „Timo kann nicht verlieren, er gibt immer alles für die Mannschaft und das Umfeld. Das haben sie hier irgendwann zu schätzen gewusst“, sagt der Trainer und verweist auf zahlreiche Projekte, bei denen der gelernte Gärtner für Garten- und Landschaftsbau bei der Planung und Umsetzung beteiligt war. „Sitzschalentribüne, Bewässerungsanlage und zuletzt der Soccer-Court, der besonders vom Nachwuchs extrem gut angenommen wird: Überall war Timo mit seinen goldenen Händen involviert, opferte bei Wind und Wetter seinen Jahresurlaub für unseren Verein. Ein solches Engagement ist bemerkenswert.“

Dieser Einsatz schmilzt endgültig das Eis zwischen Dorf und Spieler, mittlerweile ist der ehemalige Neustädter bei jeder Vereinsparty bis zum Ende mit dabei. Obwohl er seit zehn Jahren keinen Alkohol getrunken hat. „Das letzte Mal zur Jugendweihe, zwei Gläser Grüne Wiese“, sagt Timo Grau, dem auch Martin Hoffmann inzwischen verziehen hat, dass er einst seine Rückennummer an den Neuling abtreten musste. Die sportlichen Ziele von Trainer und Mannschaftskapitän klingen bescheiden: Eine komplette Landesklasse-Saison durchspielen und zeigen, dass man sich in dieser Liga etablieren kann.

Träumt von einem Freundschaftsspiel gegen Chemie Leipzig

Einmal das Landesklasse-Derby gegen den VfB Pößneck vor vollem Haus spielen. „Und es wäre cool, wenn sich Chemie Leipzig für ein Freundschaftsspiel gegen uns melden würde. Die und ihre Fans sind so herrlich positiv bekloppt“, sagt der Moßbacher Leitwolf mit der Nummer 11, der aktuell die Fachschule zum staatlich anerkannten Techniker in seinem Berufsfeld besucht.

Dass sein Goldjunge sportlich immer abwanderungsgefährdet sei, wisse Trainer Jens Herzog. Er hofft, dass sich der Kapitän noch sehr lange wohlfühlt im Team und Verein: „Neue Projekte werde es hier immer geben und über den fußballerischen Wert von Timo brauchen wir gar nicht reden.“

Aus der Stadt ins kleine Dorf – für Timo Grau und Moßbach eine Erfolgsgeschichte, die wohl noch nicht zu Ende erzählt ist.

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https://www.otz.de/sport/Lokalsport__bersicht/mossbachs-leitwolf-mit-der-nummer-elf-id234026845.html


Quelle:Text: OTZ/Benjamin Schmutzler (siehe Link) / Bilder: SVM