Hans Meyer eben...

Mario Streit, 02.02.2018

Hans Meyer eben...

Wenn die Trainerlegende zufällig vor Ort ist, darf man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Hans Meyer weilte auf Einladung des TFV in Bad Blankenburg und stellte sich den Fragen der Stützpunkttrainer. Fünf oder sechs Fragen, dazu ein paar kurze Anstöße des Moderators Hartmut Gerlach reichten, um den alten Trainerfuchs in Fahrt zu bekommen und zum Ende der kurzweiligen zweieinhalb Stunden zunehmend die ein oder andere Story mehr zu entlocken. Querbeet ging es durchs Thema Fussball, seine Trainerstationen, das Thema Geld und Tradition: "da müssen die Ultras schon bis hinunter in die fünfte, sechste Liga schauen, um ihren Idealen zu begegnen" den Videobeweis, der für den Hans zu den überflüssigsten Erfindungen zählt "der macht mit den vielen Unterbrechungen die Spiele kaputt, da können sie in den fünfminütigen Pausen auch Werbung wie in Amerika bringen oder noch was anderes..." .

Und natürlich gab`s dann auch die Rückblende auf die glorreichen Zeiten des FCC, auf Rom, Valencia, Benfica Lissabon und Newport: "Wir hatten große Auftritte und riesen Glück beim Viertligisten Newport, die uns die Bälle nur so um die Ohren schossen, mit vierzehn Mann angetreten, mußte Stürmer Eberhard Vogel Libero spielen und an Rüdiger Schnuphase, ebenfalls im Podium sitzend gewandt die spitze Frage: "Warst du überhaupt mit dabei Hase?".

Auf das Valencia-Spiel zurückblickend, zeigte Meyer gegenüber Schnuphase dann späte Reue: " Wenn wir nachher nach Erfurt zurückfahren geb ich dir einen Teil meines heutigen Honorars". Er streute sich Asche aufs Haupt: "Ich habe manches Spiel nicht so gewertet, wie ich es hätte werten müssen. Wenn wir zuhause mit 3:1 gegen Valencia gewinnen, die gerade den Supercup gewonnen haben, in deren Reihen Rainer Bonhoff und den Argentinier Mario Kempes als Weltfußballer des Jahres spielen, und dort vor 50.000 Zuschauern nur 1:0 verlieren ...wenn ich damals schon älter gewesen wär und erfahrener, hätte ich Westgeld geklaut und hätt jedem was gegeben und gesagt: geht und sauft euch einen an. Ich bin nachts um Drei mit Dr. Roth, den Mannschaftsarzt runter in die Bar, Ich aber hab die Jungs, die eigentlich hätten belobigt werden müssen für die großartige  Leistung auch noch bestraft. So blöd konnte auch nur ein junger Trainer sein, der eigentlich immer stolz war auf die Logik seiner Handlungen."

Die Niederlage im Europapokalfinale tat sehr weh "Schlafen konnte ich gut aber tagsüber hat mich das lange beschäftigt. Aber auch wenn alle den Gegner heute gern heruntermachen, Tiflis war damals ein europäisches Spitzenteam mit vielen sowjetischen Nationalspielern. Sie waren das bessere Team."

Stolz war Hans Meyer auch auf  seine Rettung der Nürnberger vor dem Abstieg. Zur Hinrunde 2005 Tabellenletzter, hat er die Truppe übernommen und noch auf den achten Platz befördert. In der nächsten Saison wurden die Franken Sechster und Pokalsieger "Wir brauchten Stunden mit dem Bus durch die Menschenmassen", da gab`s sogar sechs, sieben Transparente mit der Aufschrift `Hans, ich will ein Kind von Dir!` Wobei vier der Frauen bestimmt nicht mehr in einem gebärfähigen Alter waren", ...Hans Meyer eben, und:  "sechs Monate später war ich entlassen " ...ja auch so ist Fußball.

Punkt Acht blickte der 75-jährige auf die Uhr und stand wie vom Blitz getroffen urplötzlich auf: "Ich muß schnell los, darf meinen Zug in Erfurt nicht verpassen, morgen geht mein Flug zum Leipzig-Spiel bei meinen Gladbachern", sagte er und verschwand im Eiltempo aus dem Saal. Wer mehr Lust auf Meyers Sprüche hat, hat am Sonntag wieder Gelegenheit, diesmal aber im Fernsehen, beim "Doppelpaß".

Mario Streit